Wasserkraftwerk Mühleberg

Seit über 100 Jahren nutzt die BKW die Kraft der Aare am Standort Mühleberg und versorgt damit rund 35’000 Haushalte in der Region Bern mit sauberer erneuerbarer Energie. Jetzt wird das Wasserkraftwerk umfassend modernisiert. Ab 2028 starten die Bauarbeiten, die erneuerte Anlage geht gestaffelt ab 2030 wieder ans Netz – und bleibt so auch in Zukunft ein verlässlicher Pfeiler der Stromversorgung.

Gesamterneuerung Wasserkraftwerk Mühleberg

Leistungs­erbringer

Die BKW investiert in die Gesamterneuerung rund 120 Millionen Franken. Ziel ist es, die Effizienz zu steigern, den ökologischen Standard zu erhöhen und die Versorgungssicherheit langfristig zu sichern.

Die Gesamterneuerung umfasst den Ersatz der gesamten elektromechanischen Ausrüstung – von Turbinen und Generatoren über Hilfsbetriebe bis zu Steuerung und Automatisierung – sowie die denkmalkonforme Sanierung der Maschinenhalle und Gebäudehülle. Die bisher sechs Turbinen werden durch vier moderne Kaplanturbinen ersetzt. Zudem wird die Rechenreinigungsanlage modernisiert und künftig automatisiert betrieben. Die Investition steigert die mittlere Jahresproduktion von heute 157 Gigawattstunden auf rund 163 Gigawattstunden – genug, um zusätzlich 1350 Vierpersonenhaushalte zu versorgen. Gleichzeitig setzt die BKW wichtige ökologische Massnahmen um: Neue Einlaufrechen mit engerem Stababstand verhindern, dass Fische in die Turbinen gelangen, und eine neue Bypass-Lösung ermöglicht ihnen, einen verletzungsfreien Abstieg in die Aare. Diese Massnahmen werden im Rahmen der Sanierung Fischgängigkeit durch das BAFU finanziert. Bereits seit 2021 sorgt ein Fischlift für einen sicheren Aufstieg.

Um Ausfälle zu minimieren, erfolgt die Erneuerung in zwei Bauetappen: Gemäss heutiger Planung werden die ersten beiden neuen Maschinen 2030 in Betrieb genommen, die zweiten beiden 2033. Während der Bauzeit bleibt die Stromproduktion weitgehend aufrechterhalten.

«Die Wasserkraft ist ein zentraler Pfeiler der Schweizer Stromversorgung. Deshalb investieren wir heute in die Zukunft. Nicht irgendwo, sondern genau hier – in unserer Region, mit unserer Erfahrung, für unsere gemeinsamen Ziele.»
Philipp Hänggi, Leiter BKW Energy Production

Meilensteine des Wasserkraftwerks

3D-Modell des Wasserkraftwerks nach Gesamterneuerung

Fischabstieg & Fischlift

Im Rahmen der Gesamterneuerung des Wasserkraftwerks Mühleberg wird auch der Fischabstieg saniert. Seit 2021 können Fische dank dem neuen Fischlift bereits flussaufwärts wandern – nun wird ihr Weg flussabwärts verbessert. Geplant sind grössere und engere Rechen vor den Turbinen, eine fischfreundlichere Kaplanturbine sowie ein neuer Bypass, über den Fische den Wohlensee sicher in die Aare verlassen können. Diese Massnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton Bern und dem Bundesamt für Umwelt umgesetzt.

Der Fischlift

2021 wurde die Fischwanderung flussaufwärts über das Kraftwerk hinaus modernisiert. Für die Fische gilt es, eine Höhendifferenz von rund 20 Meter zu überwinden. Mit einem Fischlift (siehe Grafik) werden die Fische in einer Wanne rund 20 Meter in die Höhe gehoben, bevor sie über eine Rinne in den Wohlensee gelangen. Für die Wanderung flussabwärts sucht die Forschung nach wie vor nach passenden Lösungen. Die BKW ist in verschiedenen Forschungsprojekten dabei, um ihre langjährigen Erfahrungen einzubringen.

Die Illustration zeigt, wie der Fischlift funktioniert.

Das Kraftwerk in Zahlen

Mehrere Generationen stecken seit über 100 Jahren viel Leidenschaft und Herzblut in das Wasserkraftwerk Mühleberg. Dank dem Einsatz all dieser Menschen und regelmässigen Instandhaltungen und Modernisierungen konnte die BKW die Anlage unterbruchfrei betreiben. Seit einer Leistungserhöhung der Anlage in den 1970er-Jahren produziert das Kraftwerk jährlich fast 160 Gigawattstunden (GWh) sauberen Strom. Diese Menge Strom würde reichen, um die beiden Städte Bern und Thun zu versorgen. Mit der Gesamterneuerung investiert die BKW nun in die nächste Generation: modernste Technik, mehr Effizienz und ein höherer ökologischer Standard machen Mühleberg fit für die Zukunft.

 Bestehende AnlageProjekt Gesamterneuerung
Inbetriebnahme19202028 (Baubeginn)
2030 (Inbetriebnahme 1. Etappe und Bypass für Fischabstieg)
2033 (Inbetriebnahme 2. Etappe)
1. Konzessionbis 2017
2. Konzessionbis 2097
Installierte Leistung45 MWca. 32 MW
Mittl. Jahresproduktion157 GWh
reicht für ca. 35'700 4-Personen-Haushalte (CH)
ca. 163 GWh (+4%)
reicht für ca. 1'350 zusätzliche 4-Personen-Haushalte (CH)
GewässerAare/Wohlensee
Maschinen / Turbinentyp6x Francis, 1x Kaplan4 x Kaplan
Gefälle17 - 19 m
Maximal nutzbare Wassermenge291 m3/s212 m3/s
Investitionskosten-CHF 110 – 130 Mio.

Der Wohlensee

Länge12 km
Grösste Breite 650 m
Fläche3.2 km2
Tiefe18 m
Uferlänge29,3 km
Angrenzende Gemeinden Wohlen, Bern, Frauenkappelen, Mühleberg, Kirchlindach

1952 wurde im Auftrag der fünf Seeanstössergemeinden der Schutzverband Wohlensee gegründet. Der Verband übernimmt die Verantwortung für Natur, Landschaft und Umwelt im Ufer- und Gewässerbereich nach einheitlichen Kriterien und gemeindeübergreifend.

Geschichte des Kraftwerks

Wer könnte die Entstehungsgeschichte des Wasserkraftwerks und den damaligen Zeitgeist besser beschreiben, als Hans Markus Tschirren, der Autor des Buches «Wohlensee». Darin schreibt er: «Während Europa im 1. Weltkrieg ausblutete, Tod und Zerstörung das Denken der Menschen prägte, entstand im Westen Berns etwas Neues: das Kraftwerk von Mühleberg. Elektrizität bedeutete Aufbruch in eine neue Zeit. Neben der Euphorie über die neuen technischen Möglichkeiten zeigte sich, dass der 1. Weltkrieg die Vorräte an Kohle und Petrol arg verringert hatte. Die Aare und der Gewinn der Elektrizität als alternative Energiequelle boten sich da geradezu an. Wenn man die Aare in Mühleberg mit einer 35 Meter hohen Mauer staute, entstand ein 15 Kilometer langer See. Daraus liess sich unendlich viel Elektrizität gewinnen. (…) In diesem Sinn nahmen die Bernischen Kraftwerke unter Leitung ihres Direktors, Nationalrat und Oberst Eduard Will das Projekt in Angriff. (…) Im Herbst 1920 nahm das Kraftwerk Mühleberg die Stromproduktion erstmals auf, zuerst mit zwei Turbinen. Im Folgejahr kamen vier weitere dazu. Das Wasser überflutete nun das Aaretal und mit der Wehmut über die versinkende Landschaft mischte sich die Freude über den neuen See.»  

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